Sonntag, 8. Januar 2012

Die Berichterstattung der "Welt" verzerrt die Wahrheit

Erstmals in der Geschichte der Türkei wird ein ehemaliger Generalstabschef festgenommen. Ilker Başbuğ soll an einem Putschversuch im Jahr 2003 beteiligt gewesen sein. llker Basbug war von 2008 bis 2010 Generalstabschef der türkischen Armee.

In der Türkei arbeitet gerade mal ein Dutzend Korrespondenten und Redakteure für deutsche Medien. Sie haben aber einen verhältnismäßig großen Einfluss auf die deutsche Öffentlichkeit, wenn es um aktuelle Ereignisse und Meinungen in der und über die Türkei geht. Wenn man aber die vielen Berichte in den deutschen Medien liest, merkt man schnell, dass es den Korrespondenten, die aus der Türkei schreiben, leider nicht gelingt, ein authentisches Bild zu vermitteln. Manchmal gewinnt man als Leser, der das Land und die politischen Verhältnisse kennt und beobachtet, sogar den Eindruck, dass Ereignisse ganz bewusst verzerrt, falsch und negativ dargestellt würden: Es werden beispielweise Einzelereignisse in Verbindung miteinander gebracht, die faktisch nichts miteinander zu tun haben.

Vor einigen Monaten wurde Ahmet Şık verhaftet. Der Grund seiner Verhaftung war das Manuskript für das Buch mit dem Titel ‚Die Armee des Imams‘, in dem er die Unterwanderung des türkischen Staates durch die Gülen-Bewegung thematisierte. Die Staatsanwaltschaft warf ihm diesbezüglich vor, dass das Buchprojekt als Gemeinschaftsprojekt in Zusammenarbeit mit dem Ergenekon Terrornetzwerk verfasst worden sei. Sofort wurde in den Berichten der Medien die Behauptung aus den türkischen mainstream-orientierten Medien absolut unkritisch zitiert, womit weiterhin kommuniziert wurde, hinter der Verhaftung stünde die Gülen-Bewegung.

Die Frage, weshalb sich die Berichterstattung der deutschen Medien, in diesem Fall "Welt" über Gülen und die Hizmet-Bewegung nicht auf die reichhaltigen Materialien der Selbstdarstellung seitens der Bewegung und die wissenschaftlichen Analysen von Akademikern wie auch die Einschätzungen von anerkannten Fachleuten und Intellektuellen beruft, sondern auf das Propagandamaterial der Anti-Gülen Literatur zurückgreift, ist eine Frage, die bis zum heutigen Zeitpunkt noch ungelöst geblieben ist.

E. Karakoyun




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