
Den Schlüsselmoment, der ihn zum Schreiben seines Buches „Der Islam-Irrtum“ veranlasst habe, sei eine öffentliche Diskussion gewesen. „Vor einigen Jahren nahm ich an einer Podiumsdiskussion zum EU-Beitritt der Türkei mit Peter Scholl-Latour teil. Für seine Aussage, ein Beitritt käme nicht in Frage, weil Erdogan ein Islamist sei, erhielt er großen Beifall. Ich war für einen Beitritt und wurde dafür stark kritisiert. Nach der Diskussion kam jemand erbost auf mich zu und sagte: „Sie junger Mann, lesen sie mal den Koran, dann wissen sie, wie schlimm die sind!“
Das tat Thumann dann auch. Jedoch sei er nicht auf eine Erklärung der derzeitigen Situation in den islamisch geprägten Ländern gekommen. Diese musste woanders liegen. Die Entwicklungen in den Ländern seien für ihn viel komplizierter und mehr auf wirtschaftliche und machtpolitische Gründe zurückzuführen.
Die Angst der westlichen Länder sei dagegen einfacher zu erklären. „Der 11. September war nicht nur ein einfacher Angriff auf den Westen. Er war vielmehr ein Angriff auf die Selbstsicherheit westlicher Länder”, erklärt Thumann. Die Folge sei Verunsicherung und Angst gewesen. Auf der Suche nach Gründen, hätten die Menschen eine einfache Erklärung gefunden: den Islam. „Dann könnte der Einbruch des westlichen Finanzsystems auch mit der Bibel, beispielsweise mit dem Turmbau zu Babel, erklärt werden”, meint Thumann und versucht so klarzumachen, wie absurd solch eine Begründung ist.