Mittwoch, 22. August 2012

„Spiegel“-Reporter bedroht bei Recherche zwei muslimische Frauen


Ein Redakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ hat bei einer Recherche offenbar massiven Druck auf zwei Angestellte in einer von Muslimen betriebenen Nachhilfe-Einrichtung ausgeübt. Beide Frauen berichten, dass sie sich bedroht gefühlt haben. Die Chronologie einer unzulässigen Recherche.

Der Hintergrund

Die Gülen-Bewegung ist umstritten: Kritiker werfen ihr vor, sie verfolge eine versteckte, islamische Agenda. Vor allem in der türkischen Innenpolitik sind Anhänger der Bewegung in zahlreiche Scharmützel mit Kemalisten verwickelt. Unstrittig ist dagegen selbst bei den schärfsten Kritikern, dass zahllose Gülen-Anhänger – vor allem Frauen – weltweit wertvolle ehrenamtliche Sozialarbeit in Schulen und Bildungseinrichtungen leisten (hier). Auch in Deutschland betreibt die Bewegung seit Jahren zahlreiche Schul- und Nachhilfezentren. Es hat nie einen islamistischen Zwischenfall gegeben. Der Verfassungsschutz hat auf parlamentarische Anfragen der Partei Die Linke festgestellt, dass keine der Gülen-Einrichtungen unter Beobachtung stehe, weil die Sozial- und Bildungsarbeit im Einklang mit allen in Deutschland geltenden Rechtsvorschriften abläuft.

Wie der „Spiegel“ die DTN als U-Boot der Islamisten enttarnen wollte

Es gab Streit zwischen den DTN und dem Magazin „Spiegel“. Der „Spiegel“ hatte bei den DTN ein Zitat geklaut. Das wollte er offiziell nicht einräumen und schickte zwei Redakteure auf Recherche-Tour. Sie sollten die DTN als islamistisches Hetzblatt enttarnen. Ein Bericht von einer bizarren Begegnung.

Der Streit zwischen dem „Spiegel“ und den Deutsch Türkischen Nachrichten über ein geklautes Zitat (hier) brachte zwei Reporter des „Spiegel“ nach Berlin. Wir nennen sie Woodward und Bernstein, weil uns nichts an einer persönlichen Diffamierung der Kollegen liegt. Die beiden hatten den Auftrag, die fehlenden Beweise für die steile These des „Spiegel“ zu liefern: Dass nämlich die Deutsch Türkischen Nachrichten zum Imperium des umstrittenen Predigers Fetullah Gülen gehören. Dies hatte der Spiegel, wenn auch nur am Rande, in einem Artikel behauptet.